Bratwurstmuseum

Leipzig, 10. September 2008, 15:28 | von Paco

Auf der A4, unterwegs von West nach Ost, hatten wir mal eine Panne, glücklicherweise, denn sonst hätten wir sicher nie etwas vom – Achtung! – 1. Deutschen Bratwurstmuseum gehört.

Einen halben Kilometer vor uns lag die Abfahrt ›Wandersleben‹. Wir schafften es mit dem zerrissenen Reifen noch bis zum Autohof, der gleich hinter der Abfahrt liegt. Und da leuchtete uns dieses Schild entgegen:

A4, Abfahrt Wandersleben, Hinweissschild Bratwurstmuseum

Feuer und Flamme für eine solch abstruse Museumsidee wechselten wir den Reifen, fuhren durch Mühlberg, an Röhrensee vorbei und weiter Richtung Wachsenburggemeinde, die anhand der schön aussehenden Wachsenburg schon von weitem leicht zu erkennen ist.

Das 2006 gegründete Museum befindet sich dann im Ortsteil Holzhausen und wird von freundlichen Museumsleuten betrieben, die mit ihrer umfassenden Kompetenz auch jede Nietzsche-Gedenkstätte betreuen könnten. Es gibt zwei Etagen, in der unteren wird es gleich ganz realistisch: Zu den Ausstellungsgegenständen zählen Fleischwölfe, Brühtröge, Hackklötze, Speckhobel, Schlachtermesser, Fleischerbeile, Bolzenschussgeräte.

Zur Ablenkung sind an allen Wänden Volksmund-Verse verteilt: »In der allergrößten Not / schmeckt die Wurst / auch ohne Brot«. »Was Karl August unter Thüring’s Fürsten / ist die Bratwurst unter Thüring’s Würsten«. Unter der Headline »Die Bratwurst in Kunst und Kultur« wird u. a. die Titelseite des Buches »Wurstologia et Durstologia« (1662) präsentiert, das von einem Spezialisten namens ›Marcus Knackwurst‹ geschrieben worden ist.

Aus der oberen Etage kam mir eine Bratwursttouristin entgegen, die wie in Trance zu sich selbst sagte: »Bratwurst, Bratwurst, Bratwurst. Nichts als Bratwurst.« Ich schaute sie verwundert an, doch mit ihrem Tunnelblick schien sie das überhaupt nicht zu bemerken. Die ganze Museumsidee musste bei ihr eine kognitive Dissonanz ausgelöst haben.

Im oberen Ausstellungsraum geht es vor allem darum, wie die Botschaft der Bratwurst in alle Welt getragen wird (»J’aime la Bratwurst« usw.). Die in Portugal ansässige letzte Bratwurstbude vor Amerika wird erwähnt. Außerdem gibt es Schautafeln zur Geschichte der Bratwurst. Dort steht dann sowas:

1. Jh. v. u. Z.: Bratwurstrezept im ersten römischen Kochbuch von Apicius (römischer Feinschmecker und der bekannteste Kochbuchautor der Antike)

um 50: Der römische Dichter Petronius berichtet im Satyricon über »noch rauchende Bratwürste auf einem silbernen Roste«

Auch eine Anekdote des Bratwurstessers Goethe findet sich natürlich. Die erste urkundliche Erwähnung einer Thüringer Bratwurst erfolgte übrigens am 20. Januar 1404. An diesem Tag wurde in der Propsteirechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters der Kauf von Bratwurstdärmen vermerkt: »1 g[roschen] vor darme zcu brotwurstin«. Dem entsprechend kann man einen Blick in eine klösterliche Schreibstube um 1404 werfen. Am Katheder steht Propst Johann von Siebeleben, einen Federkiel in der rechten, eine Bratwurst in der linken Hand.

Es gibt natürlich auch so eine Art Museumscafé, und da entschieden wir uns für die Empfehlung des Tages:

J'aime la Bratwurst!

2 Reaktionen zu “Bratwurstmuseum”

  1. Pommernschädel

    Na, etwas bemüht, gekünstelt und stilistisch nicht stabil. Aber ne nette Idee unterhaltsamer Belanglosigkeit. Wenn auch nicht gewaltfrei. Man muss ja nur mal an die armen Viecher denken. Enden im eigenen Darm. Is echt für’n Arsch. (‚tschuldigung, platter Witz)

    Hickhack

  2. Drösler,Hans-Joachim

    Viel Erfolg wünschen wir Euch am 24.01.2009 auf der „Grünen Woche“.
    Wir sehen uns spätestens zur nächsten Bratwurstiade.
    Gruß von Hannelore und Hans-Joachim.

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