Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 8:
The Tudors (2. Staffel, Showtime)

Barcelona, 9. August 2008, 06:53 | von Paco

(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

»Mist, wieder nur ein Mäderl!« In Folge 3 wird Elizabeth geboren, und Henry is not amused, da er nun immer noch keinen männlichen Nachfolger präsentieren kann. Der Rest der 10 Folgen dieser 2. Staffel, die zwischen 1533 und 1536 spielt, führt dann für seine aktuelle Ehefrau und Queen, Anne Boleyn, zum Schafott, damit es in der nächsten Saison mit Ehefrau Nummer 3 weitergehen kann.

Dabei sieht es anfangs eigentlich so gut aus: »This is a new beginning«, diesen Spirit verströmt die Krönung von Queen Anne in Folge 3. Sie ist gleich auch schwanger, und die Konkurrentin Mary (Henrys Tochter aus seiner Ehe mit Katherine) verliert ihren Status als Prinzessin (aber ok, wir werden sie bald als Bloody Mary wieder sehen, spätestens 1553, hehe).

Doch dann verliert Anne ihr zweites Kind (Folge 4). Henry nimmt den erneuten Fehlschlag mit steigender Kälte hin. Zudem verlieren Anne und ihre Boleyn-Sippe, die vorher so klug um die Teilhabe an der Macht taktiert hatte, zunehmend die Kontrolle. Irgendwann mehren sich die Gerüchte über Annes angeblicher Untreue. Sie werden von ihren Gegnern geschickt gestreut, bis Henry sie schließlich dafür benutzt, um seine sohnlose Frau loszuwerden. Am Ende werden ein paar vorgebliche Lover festgenommen, »for high treason and having carnal knowledge of her Majesty the Queen« (Folge 9).

Anne geht es nun wie ihrer Vorgängerin Katherine of Aragon: Sie wird zurechtgewiesen, ignoriert, gedemütigt und durch andere Gespielinnen ersetzt, zuletzt durch Lady Jane Seymour (ab Folge 7). Anne ertappt Henry und Jane beim Stelldichein, rastet aus, verliert ihren Jungen. Henry beschließt endgültig, sich eine andere Frau zu nehmen (Folge 8).

Neben dem Königspaar stechen zwei andere Figuren aus dem Ensemble hervor: Thomas More und der Papst Paul III. Ersterer fällt dabei nicht durch irgendwelche Brillanz auf, sondern durch das Gegenteil: Schon in der ersten Staffel war Thomas More nicht der ingeniöse Autor der »Utopia«, sondern wurde als eher banal daherredender Vertrauter Henrys gezeichnet.

Nun soll Sir Thomas den exemplarischen Märtyrer spielen, wirkt mit seiner kleingeistigen Sturheit aber auch wieder etwas dümmlich. Er will partout nicht auf den König als Oberhaupt der anglikanischen Kirche schwören und wird hinter Gitter gepackt (Folge 4). Am Ende der 5. Folge wird er geköpft.

Und dann ist da noch der wirklich grandiose Peter O’Toole als neuer Papst Paul III., der diabolisch fragt: »Why doesn’t someone just get rid of her?« (Folge 1, gemeint ist natürlich Anne). Als Ergebnis der unerfolgreichen Verzögerungstaktiken seines Vorgänger Clemens VII. kommt es 1534 zur Abspaltung der Anglikanischen Kirche, und auch Paul III. gelingt es trotz zahlreicher Versuche nicht, das rückgängig zu machen.

Er absolviert aber trotzdem ein paar eindrucksvolle Auftritte: So begegnet er einem fluchenden Michelangelo, der gerade die Sixtinische Kapelle ausmalt (Folge 5). Der Papst wirft einen Blick hinein, und das ist nicht mehr als ein schöner Effekt, den ich mir als Drehbuch auch nicht hätte entgehen lassen, hehe.

Obwohl diese 2. »Tudors«-Staffel mit ihren 10 einstündigen Folgen wieder arg in die Länge gezogen wurde, wird die Zeit mit interessanten Subgeschichten und Twists gefüllt. Inzwischen wurde auch bestätigt, dass Showtime mit der Serie alle 6 Frauen des englischen Königs abdecken will. Die 3. Staffel soll 2009 folgen.

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