Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 13:
30 Rock (2. Staffel, NBC)

Barcelona, 6. August 2008, 15:46 | von Paco

(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Die 2. Staffel erlebte wegen des Autorenstreiks nur 15 Folgen, hielt aber das Niveau. Die vom Serienteam produzierte Sendung »TGS with Tracy Jordan« tritt noch mehr in den Hintergrund, die ständigen Referenzen auf die Show braucht »30 Rock« auch gar nicht, sie wird dadurch weniger ›meta‹ und konzentriert sich lieber auf ihre Charaktere.

Und die sind allesamt überzeugend durchdefiniert und kriegen schöne Handlungslinien geschrieben. Alec Baldwin hat mit seinem Jack Donaghy wirklich einen vor Lebenslust strotzenden Charakter geschaffen, der auf ewig im Gedächtnis bleibt. In Folge 3 heuert Jack einen Privatdetektiv an (Steve Buscemi in einer Gastrolle) – um sich selber überwachen zu lassen. Denn nachdem General-Electric-Chef Don Geiss (Rip Torn, bekannt aus der »Larry Sanders Show«) sich zurückgezogen hat, will Jack sich um diesen Posten bewerben und sichergehen, dass gegen ihn nichts vorliegen kann (GE ist übrigens Mitbesitzer von NBC).

Folge 10 lässt sich als Anspielung auf Chaim Saban oder ähnliche Senderkäufer lesen: Jack will einen deutschen TV-Kanal kaufen, sich aber keine Zeit für dessen Inhalte nehmen. Am Ende wird NBC wegen Liz‘ schlechter Sprachkenntnisse sogar fast an die Deutschen verkauft statt umgekehrt. Folge 11 gelingt mit der Vorstellung der Trash-Serie »MILF Island« eine unfassbar grandiose Parodie auf alle Reality-Formate.

Liz Lemon ist nach wie vor ständig auf der Suche nach »Mr. Right«, und das geht leider ein bisschen zu sehr in Richtung »Sex and the City«. Dabei wird ihr viel Raum für alle möglichen Tollpatschigkeiten gegeben. So kauft sie sich ein preisreduziertes Hochzeitskleid, obwohl die Beziehung zu ihrem Boyfriend Floyd gerade geendet hat (Folge 1). In Folge 6 vermutet sie, dass ihr Nachbar Raheem ein Terrorist ist und schickt ihm die Homeland Security auf den Hals.

Tracy bekommt eine besonders schöne Szene eingebaut, die ein wenig an Sarah Connors Hymnen-Fauxpas erinnert (»Brüh‘ im Lichte dieses Glückes«). Jack jedenfalls meint zu Tracy, nachdem dieser vor einem gefüllten Stadion die Nationalhymne falsch gesungen hat: »It’s alright, you’re a star, you can do whatever we want to, that’s your job! It’s our job to make it go away.« Tracy darauf: »I love this country!« (Folge 4)

Ein gefälliger Gimmick war der Gastauftritt von Jerry Seinfeld gleich in der Eröffnungsfolge. Jack hat darin die bekloppte Idee, Jerry in alle möglichen Shows des Senders kurz reinzuschneiden (»Seinfeld Vision«). Seinfeld selber jedenfalls nutzte seinen Auftritt vor allem, um seinen neuen Film, den »Bee Movie«, zu promoten. Aber egal, die Folge ist wirklich gelungen.

»30 Rock« ist sicher kein revolutionäres Format, aber zurzeit muss man einfach dafür dankbar sein, dass es die Serie gibt. Schon eine Figur wie Jack Donaghy rechtfertigt jede einzelne Folge.

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