FAS-Nachschlag:
Obama, Stromberg, Pastewka, Dr. Psycho

Leipzig, 1. April 2008, 15:50 | von Paco

Nur kurz: Dique hat vorgestern in seinem Rundown der FA-Sonntagszeitung natürlich einiges weggelassen, z. B. den Doppelseiten-Artikel von Hans Ulrich Gumbrecht (S. 30-31). Das Erwähnen von Gumbrecht-Artikeln bleibt unabgesprochenerweise aber sowieso meist dem Romanistik-Subsidiary des Umblätterers (Marcuccio, Millek, ich) überlassen, daher hier schnell die Nachreichung:

Es ist ein Text über Barack Obama und dessen Wahlkampf, und zwar ungefähr der beste Text dieses Themenkreises so far. »Kann man Wähler fangen mit der Wahrheit?« lautet die Überschrift, und es geht um »jenes paradoxale politische Charisma, das eben daraus erwachsen ist, dass er [Obama] sich nicht wie ein Politiker verhält«.

Als sich Bill Richardson, ein ehemaliges Kabinettsmitglied unter Bill Clinton, aufgrund von Obamas Philadelphia-Rede innerhalb der demokratischen Partei für diesen ausgesprochen hatte, wurde er von Clinton mit Judas verglichen. Und jetzt kommt’s:

»Vielleicht liegt es also tatsächlich jenseits des Vorstellungsvermögens eines Vollblutpolitikers wie Bill Clinton, dass Entscheidungen in seiner Welt nicht als Ausgleich für vergangene und in Vorbereitung zukünftiger Begünstigungen fallen, sondern einfach, weil jemand, der sich entscheidet, das, wofür er sich entscheidet, als richtig ansieht.«

Was für ein schöner klarer Satz.

Eine Umblätterung weiter (S. 33) gibt es dann noch einen Artikel von Peer Schader über die Produktionsfirma Brainpool. Eine der herrlichen Kat-Menschik-Zeichnungen lockt sehr gelungen in den Text hinein. Zu sehen sind die Köpfe von Ulmen, Barth, Herbst, Engelke, Pocher, Pastewka, Raab.

Das Bild führt jedoch ein wenig in die Irre, denn es geht vorrangig um Brainpools Firmenpolitik, nicht um die Comedy-Produkte selbst. Deswegen bauen wir mal schnell ein bisschen enttäuschte Erwartungshaltung ab und erinnern noch mal an die drei besten Brainpool-Serien der Welt:

1. »Stromberg«

Wer noch mal behauptet, dass das Original-»Office« der BBC besser sei, soll das gerne tun. Wahrer wird die Behauptung dadurch nicht. Auch die vor einem Jahr gesendete 3. »Stromberg«-Staffel war wieder so genuin strombergig, so dicht geschrieben, so voller Einfälle, so überzeugend kausal verknüpft, so voller unfassbarer Dialoge und vor allem ungeahnter Emotionen (Erika!), dass man es immer wieder gar nicht glaubt, dass so etwas im deutschen Fernsehen läuft. Die 4. Staffel soll im Frühjahr 2009 gesendet werden.

2. »Pastewka«

Ok, die Ende letzten Jahres gesendete 3. Staffel war die bisher schlechteste: Die Geschichten um die ungarische Haushälterin/Kurtisane von Pastewkas Vater bergen einfach keine tragenden Storylines, und die eigentlich gut ausgedachte Rolle der »Frau Bruck« wirkt mittlerweile ausgewrungen. Die Serie ist aber eben immer noch gut, in der letzten Staffel vor allem die Til-Schweiger-Folge. Der selbst gesetzte Standard war aber nach den ersten beiden Staffeln auch wirklich hoch. Das Kausalitätentheater à la »Curb Your Enthusiasm«, das in Folge 2.02 (»Die Strategie der Schnecke«) in Szenen gesetzt wird, ist unübertroffen. Wer die nicht gesehen hat, weiß nicht, wie gut ein deutsches Drehbuch sein kann.

3. »Dr. Psycho«

Christian Ulmen wird als Psychologe Max Munzl der Abteilung für organisiertes Verbrechen zugeteilt. Ulmen spielt den ambitionierten Schluffi so genial, dass es reichen würde, seine Szenen einfach willkürlich aneinanderzureihen: Ewig könnte man ihm zusehen. Leider gibt es aber auch noch Handlung in den 6 Folgen der ersten Staffel, und die wird schön gestreckt. Das einstündige Sendeformat ist einfach zu lang für »Dr. Psycho«. Macht aber nichts: Viele schöne Einzelszenen und ein gut gecastetes Polizeiteam (vor allem der dumpfe Eddie kommt sehr gut) lassen das vergessen. Eine 2. Staffel ist in der Mache.

+++ End of Nachschlag +++

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