US-Serien:
Besuch im Serienland 2009/10

Paris, 11. Oktober 2010, 19:48 | von Paco

Etwas spät, um hier noch die Seriensaison 2009/10 zu reviewen, analog zu den Vorjahren (2005/06, 2006/07, 2007/08, 2008/09). Die neue Saison hat bereits begonnen, Ende September. (Und die neue »Mad Men«-Staffel ist schon fast wieder vorbei.) Aber macht ja nichts. Es folgt hier wie gewohnt eine behauptete Top-10 mit ein paar der ausschlaggebenden Serien der letzten Saison.

2010 geht ein großartiges Serienjahrzehnt zu Ende, das narrative TV-Saga-Revolutionen brachte wie »The Sopranos«, »Six Feet Under«, »24«, »The Wire«, »Lost«, »Big Love«, »Dexter«, »Rome« usw. Davon müssen sich alle erst mal erholen, wie man schon an der Dürftigkeit der Upfronts gesehen hat, die das sablog im Mai schon mal abgeklopft hat.

Es laufen aber natürlich immer noch innovative Formate, die ihren erzählerischen Zenit noch nicht erreicht haben, vor allem die ersten beiden eigenproduzierten AMC-Shows »Mad Men« und »Breaking Bad«. Da ist es übrigens beruhigend, dass AMC nicht nur solche Hits produziert, denn die vor ein paar Wochen gestartete Neuserie »Rubicon« ist letztlich eine langweilige Conspiracy-Saga, die mit ihren Vorbildern nicht mal ansatzweise mithalten kann und vor allem voller lächerlichster Terrorismus-Klischees steckt. (Eigentlich nur erträglich in Kombination mit den superben verreißerischen Vulture TV Recaps.)

Auf HBO hat übrigens gerade »Boardwalk Empire« begonnen, ein mit allem Brimborium inszenierter Mafiaschinken, der die »Sopranos«-Tradition des Senders aufnimmt. Den Piloten hat Scorsese gedreht, und Steve Buscemi, Michael Pitt und Michael Stuhlbarg geben einem das Gefühl, dass man eine Dauerkarte fürs Kino geschenkt bekommen hat. Die Serie beginnt mit dem Inkrafttreten der Prohibition und ist um ein paar bekannte Figuren herumerzählt: »Who’s Al? The chubby kid?«, fragt Alkoholbaron Nucky Thompson (Buscemi), als ihm beiläufig der noch junge Al Capone gezeigt wird (Folge 2).

Und übrigens könnte das Feuilleton gern mal wieder ein paar hauptberufliche Narratoren zusammensperren und über TV-Serien diskutieren lassen, so wie das Richard Kämmerlings im Juni für die FAZ gemacht hat. (»Das Fernsehen schaut uns an«)

In der Top-10, die in den nächsten Tagen hier ausführlich hingeschrieben wird, geht es vor allem um die Plots und die Erzählstile, nicht um irgendwelche Quoten oder Schauspielernamen, die nur in Ausnahmefällen genannt werden. Das Ranking von 10 runter bis 1 ist wie immer als wertneutrale Durchnummerierung gemeint, hehe.
 

4 Reaktionen zu “US-Serien:
Besuch im Serienland 2009/10”

  1. Ekkehard Knörer

    Ich möchte nur kurz zu Protokoll geben – bevor das hier unwidersprochen bleibt: „Rubicon“ ist eine grandiose Serie, smart, subtil, Szene für Szene von wunderbarer Undurchdringlichkeit, eine sich in Minimalbewegungen spiralförmig voranbewegende Angelegenheit, die hinreißende Dekonstruktion all dessen, was „24“ ausgemacht hat. Die Quoten sind – selbst für AMC-Verhältnisse – nicht toll (kaum die Hälfte der gut 2 Millionen, die „Mad Men“ hat), die Meinungen gehen (wie zwischen uns) scharf auseinander. Aber es gibt erste Anzeichen, dass es dennoch eine Verlängerung geben könnte.

  2. 40stunden

    Muss dem ersten Poster zustimmen: Rubicon ist eine sehr gute Serie.

  3. gybe

    Noch eine Stimme pro Rubicon, dem entschleunigten „24“ ohne Hightech-Brimborium.

  4. sunday.linkdump « monstropolis

    […] Promis zu werben, wirkt auf Verbraucher ausgesprochen negativ Bahncard lebenslänglich Besuch im Serienland […]

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