Was vom Tage 31 übrig blieb:
Schlosshotel Dresden-Pillnitz

Dresden, 1. Oktober 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Eigentlich am Wochenende kein Karenzzeitespresso, ausnahmsweise aber heute eine Sonnabend-Extraausgabe, denn wir sind im …

Schlosshotel Dresden-Pillnitz
August-Böckstiegel-Straße 10

Espresso: €2,80.

Morgens noch schnell den aktuellen »Spiegel« gekauft und fix durchgeblättert, irgendwie nirgends so richtig hängengeblieben, lese dann aber doch Dirk Kurbjuweits Porträt von Jörg Bong, der gerade bei KiWi Band 1 seiner auf drei Bände angelegten Geschichte der deutschen Revolution von 1848/49 vorgelegt hat. Er habe sie »als Fan geschrieben, als Fan der wahren Demokraten jener Tage«. Im weiteren Text folgt ein empirischer Nachweis: »Als Bong über [Joseph] Fickler redet, sagt er plötzlich, er habe eine Gänsehaut, und zeigt seinen Arm vor. Gänsehaut, tatsächlich.«

Und noch schnell Johann Grolle zu AlphaFold, »jene KI-Software, die den Durchbruch bei der Aufklärung von Proteinstrukturen vollbracht hat«. Den Breakthrough Prize haben die Entwickler gerade bekommen – das Nobelkomitee werde nächsten Mittwoch wohl nicht so mutig sein, als Chemiepreisträger mal eine Software zu küren, auch weil sie auf dem Code fachfremder Informatiker basiert.

Ansonsten liebe Grüße aus Dresden, Montag ist ja Einheitsfeiertag, dann also bis Dienstag back in Hamburg!
 

Was vom Tage 30 übrig blieb:
Café Reinhardt, Wellingsbüttel

Hamburg, 30. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

🎶 Hot Chip: Down

Das Café Reinhardt gibt es zweimal, einmal in Poppenbüttel, aber ich bin heute hier, zwei Kilometer südlich:

Café Reinhardt
Julius-Vosseler-Straße 42
(Wellingsbüttel)

Espresso: €2,60.

Ganz tolle FAZ heute. Kann wie immer aus Zeitmangel nicht alles lesen und beginne erst mal mit Kai Spankes Rezension zu Jens Balzers Buch über kulturelle Aneignung.

Der Aufmacher im SZ-Feuilleton ist Andreas Bernards Rant gegen Airbnb (»Verlogen wohnen«). Er beschreibt Szenen im Pariser Marais, im Berliner Prenzlauer Berg und in El Born, Barcelona, und sieht »geschichtsträchtige Bauten, die zum Niemandsland des globalen Tourismus geworden sind«. Ihn stört auch der »Sound der Weltverbesserung und Selbsterfüllung«, der das gemeinschaftliche Geldverdienen von Konzern und Vermietern begleitet. Er zitiert einige Sätze des Airbnb-Chatbots und beschreibt das typische Airbnb-Apartment: »ein Bett, ein Stuhl für die Wäsche, ein Kleiderschrank und an der Wand ein Foto von Robert Doisneau oder den Bauarbeitern auf dem Wolkenkratzer in der Mittagspause«.

Spätnachmittags Aufbruch nach Dresden und genau als wir in den Stau auf der A2 geraten sind die 20:00-Uhr-DLF-Nachrichten zu Ende und es folgt ein Feature zu Leila Slimani: »Macht, Lügen und Geheimnisse«. Simone Hamm hat die Autorin dafür in Lissabon getroffen. Die herrliche Carine Debrabandére interpretiert den Zitrangenbaum in Slimanis Werk usw. Könnte ich stundenlang zuhören, aber nach einer knappen Stunde ist Schluss.

Vor dem Schlafengehen am Handy noch Shaun Walker im »Guardian« zu Putins Rede am Nachmittag: »more angry taxi driver than head of state«.
 

Was vom Tage 29 übrig blieb:
Café Ines, Lokstedt

Hamburg, 29. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 5:15 Uhr.

Heute mal um den Tierpark Hagenbeck herum unterwegs, dann ins:

Café Ines
Julius-Vosseler-Straße 42
(Lokstedt)

Espresso/Bica: €2,10.

Portugiesisch geführt, deshalb steht da nach dem Schrägstrich ›Bica‹ auf der Preisliste.

Schnell in die ZEIT reinblättern (Ausgabe 40/2022). Aus dem Interview mit Edgar Reitz geht hervor, dass die Redakteurinnen Hella Kemper und Katja Nicodemus gleich drei Aufnahmegeräte dabei haben, »Nummer sicher«, interessant. Nächster Artikel: Timo Posselt über die Bedeutung von TikTok für die Buchbranche, hat auch mal direkt bei dtv nachgefragt, der Verlag ist »auf der Plattform bereits seit Sommer 2021 präsent, zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich«, derzeit kommen sie auf 12.000 Follower, und ich schau auch gleich mal nach.

In der SZ eine SEITE DREI von Renate Meinhof, über Aelrun Goettes Film »In einem Land, das es nicht mehr gibt«, super, muss ich schauen.

Die beiden Jubiläumstexte zu Brechts »Trommeln in der Nacht« (in der SZ von Albert Ostermaier, in der FAZ von Jürgen Kaube) schaffe ich zeitlich leider nicht mehr, nur irgendwie kurz überflogen. Und abends werden die Zeitungen entsorgt, denn ich hab mich hart gegen’s Aufheben entschieden, sonst häufen sich während der Karenzzeit zu viele ungelesene Ausgaben und Artikel an.

Das Café Ines liegt ja äußerst knapp nicht mehr in Stellingen, aber der Amsinckpark liegt dann wieder im Nachbarstadtteil, und dort rollt jetzt der Teutonia lang. Niemand unterwegs, schön ruhig da, dann noch Schaukeln auf dem Spielplatz Deelwisch.
 

Was vom Tage 28 übrig blieb:
Carlos Coffee, Eimsbüttel

Hamburg, 28. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

🎶 DIIV: Under the Sun

Sonnigster Herbsttag, genau richtig für Eimsbüttel. Relativ random kehre ich dann ein im …

Carlos Coffee
Osterstraße 83
(Eimsbüttel)

In manchen Cafés gehören ja so lustige Sprüche zum Inventar, hier ist es »Das Kaffee-Unser«, das an der Bar aufgestellt ist: »Kaffee unser, der du bist in der Tasse. / Geheiligt werde deine Bohne. / Dein Röstgrad komme. / Dein Aufwecken geschehe.« Und so geht das weiter. Hm.

Espresso: €1,90.

In der FAZ lese ich aus Zeitmangel nur den Feuilleton-Aufmacher, Andreas Kilbs Rezension der Neuverfilmung von Remarques »Im Westen nichts Neues«. Die anderen beiden Filme (von 1930 und 1979) habe ich mehrfach gesehen und der dritte muss natürlich auch her, sobald er Ende Oktober auf Netflix läuft. Kurz ein paar Drehbuch-Facts: Der Kasernenhofschinder Himmelstoß wurde wohl gestrichen, und es wurde eine Parallelhandlung eingebaut, in der Erzberger mit einer Delegation nach Compiègne fährt, um dort den Waffenstillstand auszuhandeln, okay. Zum Filmischen: Die Schützengräben sind wohl sehr »präzise und exakt komponiert« (Zitat Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden) und erst mal klingt das alles sehr positiv, aber insgesamt findet Kilb den Film dann doch schlimm, denn triefende Moral sei mit einer »Überwältigungsästhetik« kombiniert, Seitenhieb auf Netflix: »vielleicht liegt gerade in der Verbindung von hölzerner Symbolik und überzüchteten Kamerabildern ein Prinzip des neuen Weltmarkts für Bewegtbilder«.

Die SZ nur kurz durchgeblättert, beim Judith-Schalansky-Interview zu ihrer Beteiligung an der Future Library blieb ich kurz hängen, musste dann aber los, und zwar zum Schaukeln im Isebekpark.

Abends dann noch den super gestalteten Artikel in der heutigen FT gelesen: »The 90km journey that changed the course of the war in Ukraine«. Während man durch den Text scrollt, werden die rund 6.000 km² Geländegewinne der ukrainischen Armee durch interaktives Kartenmaterial, Fotos und kleine illustrierende Videos (von Tiktok und Twitter) visuell erfahrbar gemacht.

Außerdem den ganzen Tag im Blick: die sich dem Ende nahende Schlacht um Lyman.

Ach so, sah dann noch auf Uebermedien, wie Precht/Welzer von Nils Minkmar in aller Kürze vorgeführt werden. Dabei wieder ein paar Interna aus der Schirrmacher-Ära: »Der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, der es wirklich verstand, Themen zu setzen und von seiner Meinung überzeugt war, stöhnte einmal: Wenn ich erzähle, dass ich mit diesem oder jenem essen war, kann ich sicher sein, am nächsten Tag eines Verriss seines neuen Buches in der FAZ zu lesen!«
 

Was vom Tage 27 übrig blieb:
belum. specialty coffee bar, Eppendorf

Hamburg, 27. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:30 Uhr.

Heute Zickzack durch Eppendorf und dabei Stippvisite in der …

belum. specialty coffee bar
Geschwister-Scholl-Straße 32
(Eppendorf)

Zuerst nehme ich im Laden nur 35-jährige mit 5-Tage-Bart und Basecap wahr, aber da hinten an dem Tisch sitzen doch noch ein paar andere Leute.

Espresso: €2,10.

Der Preis ist aber nur nominell, denn es gibt hier keine einfachen Espressos mehr, nur noch doppelte (à €3,00), alle Rezepte seien nurmehr auf Double Shots ausgerichtet. Na gut!

An dem oben erwähnten Tisch, ich kann und will es nicht überhören, wird über ein Buch diskutiert, und zwar über »Die Schönheit der Differenz« von Hadija Haruna-Oelker.

Okay, schnell in die FAZ geschaut, gleich Patrick Bahners entdeckt, Rezension zu Nils C. Kumkars »Alternative Fakten. Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung« (Suhrkamp 2022). Beginnt erst mal mit einem Habermas-Diss, denn in dessen neuester Schrift zum Strukturwandel der Öffentlichkeit (vgl. Andreas Bernard in der SZ neulich) wende er die synonymen Metaphern ›Echokammer‹ und ›Bubble‹ bezogen auf Social Media so an, als ob es Phänomene der Selbstbestätigung nicht auch in der klassischen Öffentlichkeit gebe. Rest des Artikels handelt dann davon, wie Kumkar zeige, dass es die behauptete Spaltung der Gesellschaft gar nicht gebe. Alternative Fakten seien als »Kommunikationsereignisse« zu verstehen, ohne dass sich an der geteilten Wirklichkeit etwas ändere: »Ihre Konstruktionen fallen sofort in sich zusammen, wenn man die polemische Veranlassung wegnimmt.«

Musste zwischendrin unvermittelt aufbrechen und den Artikel später auf einer Bank im Stadtpark zu Ende lesen, denn dahin habe ich den Teutonia bei bestem Wetter dann gepusht.
 

Was vom Tage 26 übrig blieb:
Café Paulette, Uhlenhorst

Hamburg, 26. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Avanti popolo, schaut vorbei im …

Café Paulette
Flotowstraße 22
(Uhlenhorst)

… und bestellt dort bitte einen Ristretto. Erklärung folgt gleich.

Heute wird witterungsbedingt ein neuer Wollwalk-Overall spazieren geführt (von hessnatur), Farbe: Himbeer bzw. offiziell Fuchsia, wieder courtesy of ebay Kleinanzeigen.

Espresso: €2,40.

Im aktuellen »Spiegel« (Ausgabe 39/2022) lese ich schnell das Interview mit Bully Herbig zu seiner Verfilmung der Relotius-Affäre: »Wir haben eine Marktforschung in Auftrag gegeben, und etwa 70 Prozent der Befragten haben von dem Fall noch nie gehört. Das ist für den Film schön, weil die nicht wissen, wie er ausgeht.«

Ich blättere noch etwas in der SZ, lese ein bisschen den Kraftklub-Artikel von Cornelius Pollmer. (Pollmer, der in seinem Buch »Heut ist irgendwie ein komischer Tag« über eine Begegnung mit Peer und mir im Fontane-Archiv berichtet. Ich hätte die Begegnung vermutlich irgendwie anders geschildert, aber wenigstens hat so mein Faserriss, den ich mir in der Limestone-Kletterhalle am Lesnorjadskij Pereulok zugezogen hatte, noch einen Auftritt.)

Dann aber in der FAZ, verschlinge Kaubes Rezension der ersten Operninszenierung von Claudia Bauer, »Les Contes d’Hoffmann« in Kassel. Kaube erinnert daran, dass die Oper mit den Worten »je suis la bière« beginnt, über das schlimme Libretto hatte Georg Klein am Freitag im Literaturhaus Berlin noch gerantet.

Jetzt zum Ristretto. Normalerweise steht ja der Espresso am Anfang der Preisliste in deutschen Cafés, hier nicht, hier der Ristretto (€2,20). Allerdings wurde dieser Posten im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal aufgerufen, und damit er seinen Platz auf der Liste behaupten kann, sollte man, wie gesagt, ins Café Paulette gehen und proaktiv einen Ristretto bestellen.
 

Was vom Tage 23 übrig blieb:
Coffee Portier, Schöneberg

Berlin, 23. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Gleich wieder in Schöneberg, denn Hanna meinte, ich soll mal zum …

Coffee Portier
Belziger Straße 33
(Schöneberg)

Backstein, ein bisschen Hamburg-Feeling.

Espresso: €1,80.

Ich setze uns draußen hin, und auf den gelben Hockern hätte genau eine »Spiegel«-Seite Platz, aber die neue Ausgabe erscheint ja erst morgen.

Im Feuilleton der FAZ eine ganze Seite zum ehemaligen Café Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg, das unter dem Namen »Das Minsk«, finanziert vom SAP-Plattner, in ein Museum umgebaut wurde. Es sind zwei Artikel zum Thema, ich schaffe aber nur den ersten, der erzählt, wie es zu all dem kam, beschrieben von Claudius Seidl, und ich hatte seit langem mal wieder den Seidl-Sound im Ohr.

Als ich später Richtung Westen bis nach Charlottenburg spaziere und gerade die Lewishamstraße längs gehe, ist eine Autodemo am Hupen. Da die armenische Flagge aus den Autos herausweht, muss es sich um die angemeldete Demo »Frieden für Armenien« handeln, siehe die Versammlungsübersicht der Polizei Berlin.
 

Was vom Tage 22 übrig blieb:
Café Fleury, Berlin-Mitte

Berlin, 22. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Nach der Morgenroutine die Artipoppe umgeschultert und raus, heute ins …

Café Fleury
Weinbergsweg 20
(Berlin-Mitte)

Espresso: €2,00.

SZ nicht so prickelnd, FAZ dagegen einige interessante Artikel, aber ich schaffe nur zwei, zunächst Christian Meier, der beklagt, dass im September 2021 nicht ganz groooß der 2500. Jahrestag der Schlacht von Salamis gefeiert wurde.

Und dann lese ich noch sehr gern, wie Andreas Platthaus eine deutsche Ausgabe ausgewählter Tagebücher von Ralph Waldo Emerson (»der wichtigste Autor der Vereinigten Staaten«) abfeiert, übersetzt und herausgegeben von Jürgen Brôcan, »mehr als ein Kilo« schwer, erschienen bei Matthes & Seitz. Bei allem Lob wird aber auch ein Mangel angemerkt, nämlich »das Fehlen eines Registers (oder wenigstens ausreichend freien Platzes, um es selbst handschriftlich anzulegen, aber der Vakatseiten am Schluss sind dafür nicht genügend)«.

Dann an der Spree längs, super Karenzzeitwetter, Tiergarten, KaDeWe, und eigentlich würde ich gern noch in den Rossmann von gestern gehen, um zu fragen, was aus dem vollgepackten Wagen geworden ist.
 

Was vom Tage 21 übrig blieb:
DoubleEye, Schöneberg

Berlin, 21. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Berlin, Berlin. Und da fange ich am besten ganz oben an, mit dem …

DoubleEye
Akazienstraße 22
(Schöneberg)

»Der Inhaber Arno Schmeil war 2005 und 2006 Weltmeister im Espressomachen.« (berlin.de) Serviert wird der House Blend, ganz günstig:

Espresso: €1,50.

Ich sitze draußen auf einem der vier ultrakleinen Hockerchen, rechts neben mir der Teutonia, links neben mir ein weiteres Hockerchen, auf dem der Espresso abgestellt wird.

Mehrere Dinge passieren. Zunächst schlendern drei Berlinerinnen im Studentinnenalter zögerlich Richtung Eingangsbereich, bis eine von ihnen bestimmt: »Nee, zu unentspannt hier die Sitzsituation.« (Außer den Minihockern sind nur so drei runtergestufte Schwebebalken vor dem Ladenfenster aufgestellt.)

Auf den Minihockern 3 und 4 wird ein Paar mittleren Alters (definitiv hier vom Kiez) von einem älteren Mann mit Baseballcap zugequatscht. Erst hört es sich so an, als ob sie sich lange kennen, dann stellt sich das Gegenteil heraus und mit ihrer Mimik, die den Cringe der Situation spiegelt, verjagen sie schließlich den Zuquatscher. Als er weg ist, stellen sich beide vor, wie es wäre, wenn sie selbst hier herumziehen und irgendwelche Geschichten erzählen würden. (Irgendwie erinnert mich das an Jacoby in Benjamin Steins »Das Alphabet des Juda Liva«, muss da nachher noch mal reinlesen.)

Zuguterletzt frage ich beim Bezahlen noch, ob hier jemand weiß, wer gerade amtierender Weltmeister im Espressomachen ist. Weiß aber niemand. Und es ist eine dieser nur halb interessanten Infos, die man nicht mal mehr googeln will, zu aufwendig für zu wenig gain.

Dann trete ich abends sehr kurz vor Ladenschluss (21:00) noch in eine Rossmann-Drogerie am Ku’damm, um schnell noch Schmelzflocken zu kaufen. An der Kasse steht eine Frau mit proppevollem Wagen plus einem bereits vollgestellten Kassenband, aber es stockt, irgendwie gibt es ein Problem. Ich werde vorgewunken und abkassiert. Stellt sich heraus, sie hat hier diesen Megaeinkauf eingesackt, aber keine Möglichkeit um zu zahlen. Ob Karte vergessen oder kaputt bekomme ich nicht genau mit. Jedenfalls fragt sie, ob sie den Wagen hier so vollgepackt bis morgen stehen lassen kann, damit sie dann nicht noch einmal alles raussuchen muss, hat sicher eine halbe Stunde gedauert, das alles zusammenzusuchen.

– Wann wollen Sie denn da morgen kommen?
– Um 10 Uhr?
– Hm… Also…

So richtig will die Kassiererin das also nicht. Ich muss leider los und bekomme das Agreement nicht mehr mit, aber der Umstand, dass der Rieseneinkauf da quasi über Nacht unbezahlt im Laden stehen bleiben soll, erinnert mich irgendwie an den Department-Store-Trick in Folge 6×10 (»Nippy«) der gerade zu Ende gegangenen letzten Staffel »Better Call Saul«.

Lektüren: keine.
 

Was vom Tage 19 übrig blieb:
Café amorebelle, Bramfeld

Hamburg, 19. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:45 Uhr.

🎶 Alla Pugatschowa: Миллион роз

Die Bücher im Treppenaufgang, die losgeworden werden wollen, haben sich immer noch nicht deutlich dezimiert. Ich schnappe mir ein kleines Heft mit Lernkrimis auf Schwedisch: »Mordet på fjorden«.

Wanderung entlang der Seebek Richtung Bramfeld. Dann, ganz unverhofft hinter der Marktplatz Galerie, liegt das schöne …

Café amorebelle
Bramfelder Dorfplatz 10
(Bramfeld)

Espresso: €2,00.

In der FAZ bespricht Christian Metz ein Hörbuch mit Gedichten von Julia Engelmann (»eine Stunde, dreiundzwanzig Minuten lang Julia Engelmanns Stimme pur«), um herauszufinden: »Wie ist populäre Poesie eigentlich gemacht?«

SZ: Auf Seite 9 steht die leicht gekürzte Laudatio von Michael Maar auf Jonathan Franzen, und da lese ich doch lieber den anderen Text auf der Seite, nämlich einen Artikel von Nora Gomringer für die Reihe »Meine schlimmste Lesung«. Die Überschrift lautet: »Angst vor der Veranstalterzunge«. Im Text kommen schöne »ukulelenkurze Geduldsfäden« vor und außerdem diese Passage: »Mein Elternhaus hat mich gelehrt, dass es keinen ausgewiesenen Unterschied zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit gibt. Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Neues Motto dieses Karenzzeitberichts:

»Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Dann lese ich noch ein bisschen im schwedischen Krimi, ist auf A1-Niveau hin geschrieben, liest sich ganz schön weg, aber nach knapp drei Seiten müssen wir los.