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Was vom Tage 28 übrig blieb:
Carlos Coffee, Eimsbüttel

Hamburg, 28. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

🎶 DIIV: Under the Sun

Sonnigster Herbsttag, genau richtig für Eimsbüttel. Relativ random kehre ich dann ein im …

Carlos Coffee
Osterstraße 83
(Eimsbüttel)

In manchen Cafés gehören ja so lustige Sprüche zum Inventar, hier ist es »Das Kaffee-Unser«, das an der Bar aufgestellt ist: »Kaffee unser, der du bist in der Tasse. / Geheiligt werde deine Bohne. / Dein Röstgrad komme. / Dein Aufwecken geschehe.« Und so geht das weiter. Hm.

Espresso: €1,90.

In der FAZ lese ich aus Zeitmangel nur den Feuilleton-Aufmacher, Andreas Kilbs Rezension der Neuverfilmung von Remarques »Im Westen nichts Neues«. Die anderen beiden Filme (von 1930 und 1979) habe ich mehrfach gesehen und der dritte muss natürlich auch her, sobald er Ende Oktober auf Netflix läuft. Kurz ein paar Drehbuch-Facts: Der Kasernenhofschinder Himmelstoß wurde wohl gestrichen, und es wurde eine Parallelhandlung eingebaut, in der Erzberger mit einer Delegation nach Compiègne fährt, um dort den Waffenstillstand auszuhandeln, okay. Zum Filmischen: Die Schützengräben sind wohl sehr »präzise und exakt komponiert« (Zitat Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden) und erst mal klingt das alles sehr positiv, aber insgesamt findet Kilb den Film dann doch schlimm, denn triefende Moral sei mit einer »Überwältigungsästhetik« kombiniert, Seitenhieb auf Netflix: »vielleicht liegt gerade in der Verbindung von hölzerner Symbolik und überzüchteten Kamerabildern ein Prinzip des neuen Weltmarkts für Bewegtbilder«.

Die SZ nur kurz durchgeblättert, beim Judith-Schalansky-Interview zu ihrer Beteiligung an der Future Library blieb ich kurz hängen, musste dann aber los, und zwar zum Schaukeln im Isebekpark.

Abends dann noch den super gestalteten Artikel in der heutigen FT gelesen: »The 90km journey that changed the course of the war in Ukraine«. Während man durch den Text scrollt, werden die rund 6.000 km² Geländegewinne der ukrainischen Armee durch interaktives Kartenmaterial, Fotos und kleine illustrierende Videos (von Tiktok und Twitter) visuell erfahrbar gemacht.

Außerdem den ganzen Tag im Blick: die sich dem Ende nahende Schlacht um Lyman.

Ach so, sah dann noch auf Uebermedien, wie Precht/Welzer von Nils Minkmar in aller Kürze vorgeführt werden. Dabei wieder ein paar Interna aus der Schirrmacher-Ära: »Der verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, der es wirklich verstand, Themen zu setzen und von seiner Meinung überzeugt war, stöhnte einmal: Wenn ich erzähle, dass ich mit diesem oder jenem essen war, kann ich sicher sein, am nächsten Tag eines Verriss seines neuen Buches in der FAZ zu lesen!«
 


Was vom Tage 27 übrig blieb:
belum. specialty coffee bar, Eppendorf

Hamburg, 27. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:30 Uhr.

Heute Zickzack durch Eppendorf und dabei Stippvisite in der …

belum. specialty coffee bar
Geschwister-Scholl-Straße 32
(Eppendorf)

Zuerst nehme ich im Laden nur 35-jährige mit 5-Tage-Bart und Basecap wahr, aber da hinten an dem Tisch sitzen doch noch ein paar andere Leute.

Espresso: €2,10.

Der Preis ist aber nur nominell, denn es gibt hier keine einfachen Espressos mehr, nur noch doppelte (à €3,00), alle Rezepte seien nurmehr auf Double Shots ausgerichtet. Na gut!

An dem oben erwähnten Tisch, ich kann und will es nicht überhören, wird über ein Buch diskutiert, und zwar über »Die Schönheit der Differenz« von Hadija Haruna-Oelker.

Okay, schnell in die FAZ geschaut, gleich Patrick Bahners entdeckt, Rezension zu Nils C. Kumkars »Alternative Fakten. Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung« (Suhrkamp 2022). Beginnt erst mal mit einem Habermas-Diss, denn in dessen neuester Schrift zum Strukturwandel der Öffentlichkeit (vgl. Andreas Bernard in der SZ neulich) wende er die synonymen Metaphern ›Echokammer‹ und ›Bubble‹ bezogen auf Social Media so an, als ob es Phänomene der Selbstbestätigung nicht auch in der klassischen Öffentlichkeit gebe. Rest des Artikels handelt dann davon, wie Kumkar zeige, dass es die behauptete Spaltung der Gesellschaft gar nicht gebe. Alternative Fakten seien als »Kommunikationsereignisse« zu verstehen, ohne dass sich an der geteilten Wirklichkeit etwas ändere: »Ihre Konstruktionen fallen sofort in sich zusammen, wenn man die polemische Veranlassung wegnimmt.«

Musste zwischendrin unvermittelt aufbrechen und den Artikel später auf einer Bank im Stadtpark zu Ende lesen, denn dahin habe ich den Teutonia bei bestem Wetter dann gepusht.
 


Was vom Tage 26 übrig blieb:
Café Paulette, Uhlenhorst

Hamburg, 26. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Avanti popolo, schaut vorbei im …

Café Paulette
Flotowstraße 22
(Uhlenhorst)

… und bestellt dort bitte einen Ristretto. Erklärung folgt gleich.

Heute wird witterungsbedingt ein neuer Wollwalk-Overall spazieren geführt (von hessnatur), Farbe: Himbeer bzw. offiziell Fuchsia, wieder courtesy of ebay Kleinanzeigen.

Espresso: €2,40.

Im aktuellen »Spiegel« (Ausgabe 39/2022) lese ich schnell das Interview mit Bully Herbig zu seiner Verfilmung der Relotius-Affäre: »Wir haben eine Marktforschung in Auftrag gegeben, und etwa 70 Prozent der Befragten haben von dem Fall noch nie gehört. Das ist für den Film schön, weil die nicht wissen, wie er ausgeht.«

Ich blättere noch etwas in der SZ, lese ein bisschen den Kraftklub-Artikel von Cornelius Pollmer. (Pollmer, der in seinem Buch »Heut ist irgendwie ein komischer Tag« über eine Begegnung mit Peer und mir im Fontane-Archiv berichtet. Ich hätte die Begegnung vermutlich irgendwie anders geschildert, aber wenigstens hat so mein Faserriss, den ich mir in der Limestone-Kletterhalle am Lesnorjadskij Pereulok zugezogen hatte, noch einen Auftritt.)

Dann aber in der FAZ, verschlinge Kaubes Rezension der ersten Operninszenierung von Claudia Bauer, »Les Contes d’Hoffmann« in Kassel. Kaube erinnert daran, dass die Oper mit den Worten »je suis la bière« beginnt, über das schlimme Libretto hatte Georg Klein am Freitag im Literaturhaus Berlin noch gerantet.

Jetzt zum Ristretto. Normalerweise steht ja der Espresso am Anfang der Preisliste in deutschen Cafés, hier nicht, hier der Ristretto (€2,20). Allerdings wurde dieser Posten im vergangenen Jahr nur ein einziges Mal aufgerufen, und damit er seinen Platz auf der Liste behaupten kann, sollte man, wie gesagt, ins Café Paulette gehen und proaktiv einen Ristretto bestellen.
 


Was vom Tage 23 übrig blieb:
Coffee Portier, Schöneberg

Berlin, 23. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Gleich wieder in Schöneberg, denn Hanna meinte, ich soll mal zum …

Coffee Portier
Belziger Straße 33
(Schöneberg)

Backstein, ein bisschen Hamburg-Feeling.

Espresso: €1,80.

Ich setze uns draußen hin, und auf den gelben Hockern hätte genau eine »Spiegel«-Seite Platz, aber die neue Ausgabe erscheint ja erst morgen.

Im Feuilleton der FAZ eine ganze Seite zum ehemaligen Café Minsk auf dem Potsdamer Brauhausberg, das unter dem Namen »Das Minsk«, finanziert vom SAP-Plattner, in ein Museum umgebaut wurde. Es sind zwei Artikel zum Thema, ich schaffe aber nur den ersten, der erzählt, wie es zu all dem kam, beschrieben von Claudius Seidl, und ich hatte seit langem mal wieder den Seidl-Sound im Ohr.

Als ich später Richtung Westen bis nach Charlottenburg spaziere und gerade die Lewishamstraße längs gehe, ist eine Autodemo am Hupen. Da die armenische Flagge aus den Autos herausweht, muss es sich um die angemeldete Demo »Frieden für Armenien« handeln, siehe die Versammlungsübersicht der Polizei Berlin.
 


Was vom Tage 22 übrig blieb:
Café Fleury, Berlin-Mitte

Berlin, 22. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Nach der Morgenroutine die Artipoppe umgeschultert und raus, heute ins …

Café Fleury
Weinbergsweg 20
(Berlin-Mitte)

Espresso: €2,00.

SZ nicht so prickelnd, FAZ dagegen einige interessante Artikel, aber ich schaffe nur zwei, zunächst Christian Meier, der beklagt, dass im September 2021 nicht ganz groooß der 2500. Jahrestag der Schlacht von Salamis gefeiert wurde.

Und dann lese ich noch sehr gern, wie Andreas Platthaus eine deutsche Ausgabe ausgewählter Tagebücher von Ralph Waldo Emerson (»der wichtigste Autor der Vereinigten Staaten«) abfeiert, übersetzt und herausgegeben von Jürgen Brôcan, »mehr als ein Kilo« schwer, erschienen bei Matthes & Seitz. Bei allem Lob wird aber auch ein Mangel angemerkt, nämlich »das Fehlen eines Registers (oder wenigstens ausreichend freien Platzes, um es selbst handschriftlich anzulegen, aber der Vakatseiten am Schluss sind dafür nicht genügend)«.

Dann an der Spree längs, super Karenzzeitwetter, Tiergarten, KaDeWe, und eigentlich würde ich gern noch in den Rossmann von gestern gehen, um zu fragen, was aus dem vollgepackten Wagen geworden ist.
 


Was vom Tage 21 übrig blieb:
DoubleEye, Schöneberg

Berlin, 21. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Berlin, Berlin. Und da fange ich am besten ganz oben an, mit dem …

DoubleEye
Akazienstraße 22
(Schöneberg)

»Der Inhaber Arno Schmeil war 2005 und 2006 Weltmeister im Espressomachen.« (berlin.de) Serviert wird der House Blend, ganz günstig:

Espresso: €1,50.

Ich sitze draußen auf einem der vier ultrakleinen Hockerchen, rechts neben mir der Teutonia, links neben mir ein weiteres Hockerchen, auf dem der Espresso abgestellt wird.

Mehrere Dinge passieren. Zunächst schlendern drei Berlinerinnen im Studentinnenalter zögerlich Richtung Eingangsbereich, bis eine von ihnen bestimmt: »Nee, zu unentspannt hier die Sitzsituation.« (Außer den Minihockern sind nur so drei runtergestufte Schwebebalken vor dem Ladenfenster aufgestellt.)

Auf den Minihockern 3 und 4 wird ein Paar mittleren Alters (definitiv hier vom Kiez) von einem älteren Mann mit Baseballcap zugequatscht. Erst hört es sich so an, als ob sie sich lange kennen, dann stellt sich das Gegenteil heraus und mit ihrer Mimik, die den Cringe der Situation spiegelt, verjagen sie schließlich den Zuquatscher. Als er weg ist, stellen sich beide vor, wie es wäre, wenn sie selbst hier herumziehen und irgendwelche Geschichten erzählen würden. (Irgendwie erinnert mich das an Jacoby in Benjamin Steins »Das Alphabet des Juda Liva«, muss da nachher noch mal reinlesen.)

Zuguterletzt frage ich beim Bezahlen noch, ob hier jemand weiß, wer gerade amtierender Weltmeister im Espressomachen ist. Weiß aber niemand. Und es ist eine dieser nur halb interessanten Infos, die man nicht mal mehr googeln will, zu aufwendig für zu wenig gain.

Dann trete ich abends sehr kurz vor Ladenschluss (21:00) noch in eine Rossmann-Drogerie am Ku’damm, um schnell noch Schmelzflocken zu kaufen. An der Kasse steht eine Frau mit proppevollem Wagen plus einem bereits vollgestellten Kassenband, aber es stockt, irgendwie gibt es ein Problem. Ich werde vorgewunken und abkassiert. Stellt sich heraus, sie hat hier diesen Megaeinkauf eingesackt, aber keine Möglichkeit um zu zahlen. Ob Karte vergessen oder kaputt bekomme ich nicht genau mit. Jedenfalls fragt sie, ob sie den Wagen hier so vollgepackt bis morgen stehen lassen kann, damit sie dann nicht noch einmal alles raussuchen muss, hat sicher eine halbe Stunde gedauert, das alles zusammenzusuchen.

– Wann wollen Sie denn da morgen kommen?
– Um 10 Uhr?
– Hm… Also…

So richtig will die Kassiererin das also nicht. Ich muss leider los und bekomme das Agreement nicht mehr mit, aber der Umstand, dass der Rieseneinkauf da quasi über Nacht unbezahlt im Laden stehen bleiben soll, erinnert mich irgendwie an den Department-Store-Trick in Folge 6×10 (»Nippy«) der gerade zu Ende gegangenen letzten Staffel »Better Call Saul«.

Lektüren: keine.
 


Was vom Tage 19 übrig blieb:
Café amorebelle, Bramfeld

Hamburg, 19. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:45 Uhr.

🎶 Alla Pugatschowa: Миллион роз

Die Bücher im Treppenaufgang, die losgeworden werden wollen, haben sich immer noch nicht deutlich dezimiert. Ich schnappe mir ein kleines Heft mit Lernkrimis auf Schwedisch: »Mordet på fjorden«.

Wanderung entlang der Seebek Richtung Bramfeld. Dann, ganz unverhofft hinter der Marktplatz Galerie, liegt das schöne …

Café amorebelle
Bramfelder Dorfplatz 10
(Bramfeld)

Espresso: €2,00.

In der FAZ bespricht Christian Metz ein Hörbuch mit Gedichten von Julia Engelmann (»eine Stunde, dreiundzwanzig Minuten lang Julia Engelmanns Stimme pur«), um herauszufinden: »Wie ist populäre Poesie eigentlich gemacht?«

SZ: Auf Seite 9 steht die leicht gekürzte Laudatio von Michael Maar auf Jonathan Franzen, und da lese ich doch lieber den anderen Text auf der Seite, nämlich einen Artikel von Nora Gomringer für die Reihe »Meine schlimmste Lesung«. Die Überschrift lautet: »Angst vor der Veranstalterzunge«. Im Text kommen schöne »ukulelenkurze Geduldsfäden« vor und außerdem diese Passage: »Mein Elternhaus hat mich gelehrt, dass es keinen ausgewiesenen Unterschied zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit gibt. Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Neues Motto dieses Karenzzeitberichts:

»Was es gibt, ist ein Espresso zwischendurch.«

Dann lese ich noch ein bisschen im schwedischen Krimi, ist auf A1-Niveau hin geschrieben, liest sich ganz schön weg, aber nach knapp drei Seiten müssen wir los.
 


Was vom Tage 15 übrig blieb:
Café Cloudette, Winterhude

Hamburg, 15. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:15 Uhr.

Am westlichen Ende des Stadtparks befindet sich das …

Café Cloudette
Linnering 5
(Winterhude)

Espresso: €2,10.

Ganz voll und laut heute da, denn ein Kindergeburtstag findet statt, Ferdinand ist 10 geworden. Deshalb recht schnell weiter zum Hundeauslaufplatz, wo eine seltene Konstellation auf uns wartet: Labradore in allen Farben tollen herum (gelb, schwarz und braun), große Fröhlichkeit herrscht.

À propos, in der SZ sehr schöne Überschrift über einem Artikel zu den Hunden der verstorbenen Queen: »Grrrrr royal«.

Außerdem in der SZ bespricht Andreas Bernard den Habermas-Hundertseiter »Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik«, quasi das Sequel zu dessen berüüühmter Habilitationsschrift von 1962. Habermas habe sich tatsächlich, mit nun 93 Jahren, »in das von ihm behandelte Material eingearbeitet«, also quasi ins Internet bzw. speziell Social Media.

In der FAZ schreibt Susanne Klingenstein über den von Thomas Hettche herausgegebenen Sammelband »Es ist recht sehr Nacht geworden« mit Essays von 12 Autor*innen zu Kleists »Erdbeben in Chili«, Raabes »Zum wilden Mann« und Benns »Gehirne«. Die besten Essays seien die von: Ulrich Peltzer, Aris Fioretos, Monika Rinck und Daniel Kehlmann. Folglich stammen also die nicht besten Essays von: Lukas Bärfuss, Durs Grünbein, Felicitas Hoppe, Sibylle Lewitscharoff, Olga Martynova, Sabine Scholl, Katharina Schultens und Ingo Schulze.

In der ZEIT eine gute Zusammenfassung der skandalnervigen documentafifteen von Hanno Rauterberg.

Und Neues aus dem Treppenaufgang, wo ja vor zwei Tagen so viele Sachen standen, dass man fast da wohnen könnte. Einige der Sachen sind inzwischen verschwunden, aber neue sind hinzugekommen: eine noch eingeschweißte Schachtel American Spirit, Pflanzenhaarfarbe von Schwarzkopf, ein paar CDs sowie Ableger einer Zimmerpflanze.
 


Was vom Tage 14 übrig blieb:
Deathpresso, St. Pauli

Hamburg, 14. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:30 Uhr.

🎶 Maria Antonietta: Abitudini

Ausstieg Landungsbrücken, dann ein bisschen Zickzack übers Heiligengeistfeld, und zwar hat der Circus Krone hier gerade seine Zelte und Wohnwagen aufgeschlagen.

Ziel heute das …

Deathpresso
Beim Grünen Jäger 24
(St. Pauli)

Der Name der Kaffeerösterei erklärt sich durch den Slogan: »Schlafen kannste, wenn du tot bist.«

Aber erst mal muss man sich anstellen, und mit dem Teutonia komme ich schlecht bis an den Tresen. Eine Frau mit beiger Jacke hilft mir sofort und bestellt für mich den üblichen Espresso, sagt dazu auch, dass der hier echt gut sei: »Trust me, I’m a coffee addict.« Jedenfalls sehr nett, und nachdem ich einen ersten Schluck gewagt habe, nicke ich ihr meine Bestätigung zu.

Espresso: €2,30.

Später Schaukeln erst im Innocentiapark und dann noch mal in der Kuhle des Bolivarparks.

So wie gestern bei Marías heute in der SZ zwei Godard-Nachrufe, in der FAZ nur einer, aber von Dietmar Dath – leider wieder keine Zeit dafür. Anderes interessiert mich unmittelbar ein bisschen mehr, in der SZ macht sich Willi Winkler über die FAZ lustig bzw. den Heidegger-Herausgeber Günter Seubold, der in Marbach ein vermeintliches Liebesgedicht Heideggers gefunden zu haben glaubte, das dann aber nur die Abschrift eines Gedichts von Gabriela Mistral war (das Ganze war schon in der FAZ-Leserbriefecke geklärt worden, Winkler ließ es sich aber nicht nehmen, das alles noch mal und zwar ein bisschen zu genüsslich zusammenzufassen).

In der FAZ eine Rezension von Mark Lehmstedt zu Dennis Duncans »Index, eine Geschichte des« (Antje Kunstmann 2022). Super, sofort bestellt.
 


Was vom Tage 13 übrig blieb:
Café Kofje, Wandsbek

Hamburg, 13. September 2022, 23:00 | von Paco

Aufwach: 6:00 Uhr.

Heute ins …

Café Kofje
Walddörferstr. 12
(Wandsbek)

Kofje ist nicht etwa die Transliteration des russischen кофе, sondern das friesische Wort für Kaffee. Das Café ist umgeben von feinsten roten hamburgischen Backsteinbauten und möchte laut Homepage »unseren Stadtteil attraktiver & lebensfroher machen« und das haben sie auf jeden Fall genailed.

Espresso: €2,00.

Ok, das dritte Café in Folge mit demselben Espresso-Preis.

Seit über zehn Jahren kein Streiflicht mehr gelesen, heute fiel es mir aber ins Auge. Aufgegriffen wird Selenskijs »Без вас«-Rede bzw. -Gedicht. Das Streiflicht findet eine vossianische Antonomasie: »Selenskij hat gute Aussichten, mit diesem Gedicht der ukrainische [Amanda] Gorman zu werden«. In der FAZ wird die Gedichtanalyse von Christian Geyer durchgeführt.

In der SZ zwei Nachrufe auf Javier Marías, in der FAZ nur einer, aber von Paul Ingendaay – schaffe leider nicht, die alle zu lesen. Außerdem in der FAZ eine Rezension von Stephan Speicher zu Friedrich Sieburgs Tagebüchern 1944/45 (erschienen bei Wallstein). Gute Güte, der damalige Sieburg nennt Himmler »eine Art Scharnhorst unserer Zeit«, und noch ein paar weitere Quatschzitate werden aufgelistet. Dabei eigentlich eine interessante Konstellation fürs Schreiben: Ehekrise stellt das Geschehen der letzten Kriegsmonate in den Hintergrund.

Und dann gibt es Neues aus unserem Treppenhaus zu berichten. Vor vier Tagen standen ja ein paar Bücher im Fensterbrett, nun nimmt das Ganze etwas Überhand. Die Bücher stehen fast alle noch da, aber es sind Dinge dazugekommen: Eine Packung mit Anti-Stress-Masken, ein Sparschäler, Neapolitaner-Waffeln der ja!-Hausmarke von Rewe, ein Glas mit Früchten, eine angefangene (!) Flasche Licor Beirão, eine Flasche Glühwein aus Bio-Rotwein, eine Flasche »Grüner Vollbier Hell« und noch ein weiterer Glüchwein im Tetra Pak. Außerdem steht noch eine Lampe da; man könnte meinen, dass sich jemand hier auf dem Fensterbrett häuslich einzurichten beginnt.