The Pacific (Miniserie, HBO)

Paris, 13. Oktober 2010, 07:54 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Diese von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierte Miniserie will mit ähnlichen Mitteln wie damals das sehr hervorragende »Band of Brothers« (2001) an den vergessenen Pazifikschauplatz des Zweiten Weltkriegs erinnern. Die Inszenierung hat auch sichtbar etwas gekostet, nur wirkt die Serie über weite Strecken gewollt und ist einfach grottenlangweilig.

Jede Folge beginnt mit einem von Hanks persönlich gesprochenen Dokumentarpart, um in die geschichtlichen Hintergründe einzuführen, sowie Aussagen von letzten lebenden Veteranen, die für Authentizität sorgen sollen. Das Drehbuch orientiert sich auch an den Erinnerungsbüchern von Pazifikveteranen, ist bei der Umsetzung aber platt und einfallslos und manchmal ein wenig überkanditelt. Die Frage »Warum sind wir hier?« wird zum Beispiel mit Homer-Versen beantwortet.

Der zeitgenössische Armyslang ist eine Karikatur seiner selbst (nach der ungehinderten Landung in Guadalcanal heißt es: »Let’s go find some Japs!«). Wenn doch mal was passiert, sind das nie mehr als bekannte Kriegsfilmversatzstücke. Ein Sani wird aus Versehen nachts durch friendly fire abgeschossen (»Did he say the password?«). Ein MG-Schütze findet in der Tasche eines getöteten Japaners das Foto von dessen Eltern. Das ist nicht mehr als Remarque für Arme, kaum ein Klischee wird ausgelassen.

Dann gibt es noch den kriegswilligen Eugene, der nicht mitdarf bzw. nicht mitsoll und sich trotzdem freiwillig meldet. Und nach seiner Rückkehr wird er natüüürlich, wie vom Vater vorhergesagt, Alpträume haben, denn das Thema PTSD darf ja nicht vergessen werden, schließlich ist das hier eine moderne Antikriegsserie.

Wie in Clint Eastwoods »Flags of Our Fathers« wird die Handlung teilweise gesplittet, indem einer der Helden, der Gunnery Sergeant John Basilone, zurück nach Hause soll, um War Bonds zu verkaufen. Aus »Saving Private Ryan« wiederum ist der Hörsturz geklaut, den Eugene bei der Landung auf Peleliu erleidet.

Ansonsten gibt es vor allem: Regen, Regen, Regen, und keine Japs in Sicht, ein Kamerad bringt sich wegen Frontkollers selbst um die Ecke, und Private Leckie nässt sich ein. Damit ist er fast der Einzige, der ein wenig Kontur gewinnt. Der Rest des Casts besteht aus Aufsagern von Klischeedialogen.

Am Eindrucksvollsten sind noch die Peleliu-Episoden (Folgen 5 bis 7), die immerhin zeigen, dass die Bestie Mensch auf beiden Seiten wütet. In Iwo Jima ist aber ja Clint Eastwood schon gewesen, deswegen fällt dieser Abschnitt kürzer aus (Folge 8).

Und, auch klar, der nach Hause zurückgekehrte Held Basilone hat Probleme damit, nicht mehr an der Front zu kämpfen und stattdessen vorgefertigte Texte aufzusagen. Er meldet sich dann selbstverständlich wieder freiwillig an die Front zurück, wird dort aber leider abgeschossen (Zeitlupe!). Das alles entstammt tatsächlich der Biografie des echten Basilone, schaut sich aber aus wie Creative-Writing-Drehbuchschrott, Abteilung »Tragik«.

Und in der letzten Folge besucht Lena, Basilones Witwe, dessen Mutter und Familie und bringt noch schnell die Medal of Honor vorbei, was an eine ähnliche Stelle in Walter Flex‘ »Wanderer zwischen beiden Welten« erinnert, wo die Mutter nach überbrachter Todesnachricht die Augen schließt und spricht: »Hat Ernst vor seinem Tode einen Sturmangriff mitgemacht? (…) Das war sein großer Wunsch!«

Nach der japanischen Kapitulation und der Rückkehr nach Hause wird Leckie lokaler Sportreporter und trifft Vera wieder, die er in Folge 1 an der Kirchtür traf, aber die geht inzwischen mit einem Offizier aus. Leckie versucht es trotzdem bei ihr, und es klappt auch, denn der Offizier kommt zwar frisch von Westpoint, hat aber die ganze Kriegsshow verpasst und muss nun zurückstehen, poor guy. Das ist alles fast noch beknackter als der von Bruckheimer produzierte »Pearl Harbor«-Kitsch.
 

2 Reaktionen zu “The Pacific (Miniserie, HBO)”

  1. Hansi

    Hanks im Colbert Report über „The Pacific“:

    http://www.colbertnation.com/the-colbert-report-videos/266887/march-08-2010/tom-hanks-pt–1

  2. christoph

    klingt so als müssten die amerikaner vergangene heldentaten noch einmal hervorheben, um von aktuelleren dunkleren kapiteln abzulenken.

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