Schöner lesen

Konstanz, 25. April 2009, 09:01 | von Marcuccio

Unter der Hand entwickelt sich die taz zur führenden Zeitung für die Berichterstattung von und zu Lesungen. Immerhin war es auch ein Artikel der taz, der mich anno 2004 zu meinem ersten »Tropen«-Buch verführte.

Weiter war es die taz, die Walsers Krawatten-Kampagne unter die Lupe nahm, und auch gestern war es wieder die taz, die mit gleich zwei Genrestücken aus der Welt des gelesenen Buchs bestach. Programmatischer Titel: »Die Fans und die Kritiker«.

Zunächst Judith Luig über Jonathan Franzen: Na gut, der zu Anfang gezogene Vergleich »Die Lesung … beginnt wie ein Pop­konzert« ist ein Topos, von dem sich das Lesungsrezensionswesen langsam ruhig mal emanzipieren könnte – sollte! Aber der Schluss ist schon richtig, richtig gut, weil eben einfach wirklich Pop, und zwar ohne Konzert: »Fast hat man das Gefühl, man sei selbst ein bisschen lebendiger geworden, weil man ihn an diesem Abend erlebt hat.«

Dann »Alles über Alice« – Wiebke Porombka über Judith Hermann, deren »Gespenster«, wiewohl 2007 noch mal im Kino, auch schon wieder 6 Jahre her sind: »Sechs Jahre … in Literaturbetriebs­kreisen eine halbe Ewigkeit.« Jetzt, endlich bald, kommt das neue Buch, und deswegen, so Porombka plausibel, war’s auch »rappelvoll«, und zwar mit namhaften Kritikern:

»fast wäre es hier und da zu kleinen Handgreiflichkeiten gekommen, weil diejenigen, die nur noch auf den improvisierten Gartenstühlen, halb zwischen Gang, Bar und Tür geklemmt sitzen konnten, sich der freien Sicht auf die lang entbehrte Autorin beraubt sahen.«

Herrlich. Und ungemein treffend, witzig und richtig Judith Hermanns seit Stuckrad-Barres »Livealbum« ja auch nicht mehr so oft gelesene Bemerkung, sie müsse sich »für solche Gespräche erst wieder ein bisschen konditionieren«. Trainingsauftakt, erstes Testspiel für die jetzt anstehende »Alice«-Saison: 18 Spieltage gegen den gleichen Gegner (»Ist das autobiografisch?«), und Judith Hermann sucht noch nach ihrer Form. Das werde, will ich heute um 20:05 Uhr im DLF unbedingt nachhören.

Einen Kommentar schreiben